Meine Geschichte beginnt in einer Nacht, in der einer der schlimmste Stürme tobte, den die Küste vor Drachenstein je gesehen hatte. Ein Vorbote für das, was noch folgen sollte? Friedvoll ist jedenfalls nicht das Wort, mit dem sich der weitere Verlauf meines Lebens am treffendsten beschreiben ließe. Sanftmütig und zurückhaltend wie ich war, lebte ich als Kind fernab meiner Heimat in nahezu ständiger Angst vor meinem jähzornigen Bruder Viserys, der nur einziges Ziel verfolgte: die Rückeroberung des Eisernen Throns. Ich verstand zu dieser Zeit nicht, wieso er all sein Denken und all seine Taten danach ausrichtete, aber das ist lange her und ich war damals eine andere. Ein junges, naives Mädchen, das mir heute ebenso fremd ist wie meine eigentliche Heimat Drachenstein. Ich hasste Viserys dafür, dass er mich im Tausch gegen eine Armee an Khal Drogo verkauft hatte, doch mit meinem Aufstieg zu dessen Ehefrau und Khaleesi, wendete sich das Blatt für mich. Die Ehe war nur von kurzer Dauer, aber sie war echt, wahrhaftig und obwohl ich Drogo noch immer schmerzlich vermisse, war sein Tod ein entscheidender Wendepunkt in meinem Leben. Unversehrt entstieg ich seinem Scheiterhaufen mit drei geschlüpften Drachen. Rhaegal, Viserion ... und Drogon, dem Größten und Schönsten von ihnen. Ich weiß, eine Mutter sollte unter ihren Kindern keines bevorzugen und doch war Drogon von Anfang an mein LIebling. In dem Vorhaben, die Sieben Königslande zurück zu erobern und den Thron zu besteigen, auf dem einst mein Vater, König Aerys, gesessen hatte, beschloss ich, meine eigene Armee aufzubauen. Durch eine List gelang es mir in Astapor mehrere tausend Unbefleckte auf meine Seite zu ziehen, doch das war nur der Anfang. Mittlerweile folgen nicht nur sie mir, sondern auch das gesamte Volk der Dothraki. Immer noch wild entschlossen, den Eisernen Thron zu besteigen, bin ich nach Drachenstein zurück gekehrt, nur um zu erfahren, dass es einen viel wichtigeren und mächtigeren Feind gibt, den es zu bekämpfen gilt. Den Feind im Norden. Die Toten. Ich belächelte Jon Snow, als er vor mir stand, um mir davon zu erzählen. Hielt es für eine Metapher. Unfug. Bis ich es mit eigenen Augen sah und eines meiner Kinder durch den Nachtkönig zu Tode kam. Eben noch hatte ich das Ziel, Königsmund unter meine Herrschaft zu bringen und nun befinde ich mich auf dem Weg nach Winterfell, zusammen mit dem Mann, der anfangs nichts als Zorn in mir geschürt hatte, weil er sich geweigert hat, das Knie vor mir zu beugen. Ich wollte es anfangs nicht wahrhaben, aber die Gefühle, die er jetzt in mir weckt, sind von ganz anderer Natur. Wir werden den Nachtkönig und seine Armee vernichten. Und wir werden es gemeinsam tun ...

Daenerys und Missandeis Wege kreuzen sich das erste Mal während Verhandlungen in Astapor, wo sie als Dolmetscherin von Kraznys mo Nakloz fungiert. Da sie insgesamt rund 19 Sprachen beherrscht, ist sie ihrem Meister von großem Nutzen und doch willigt dieser ein, sie Daenerys Targaryen zum Geschenk zu machen als Zeichen des erfolgreichen Übereinkommens, was den Kauf der Unbefleckten anbelangt. Da sie keine Familie mehr hat, zu der sie gehen kann, bleibt sie bei Daenerys und ist für sie schon bald viel mehr als nur eine Stütze, wenn es darum geht, die Befehle an die Unbefleckten weiter zu geben. Die beiden Frauen werden Freundinnen, die das vollste Vertrauen der jeweils anderen genießen und auch, wenn es Missandei jederzeit freistünde zu gehen, da sie längst keine Sklavin mehr ist, steht sie Daenerys weiterhin treuergeben zur Seite.